10183.literaturstadt arkkiv

vor geschlossenen türen

ich ziehe die jacke zu und gehe festen schrittes richtung park. es weht ein kalter wind, woyzeck würde glauben, er kommt aus nord-süd, ich nicht, es ist eindeutig ein harter westwind, der über die breite straße fegt über den begrünten mittelstreifen, auf dem ich mich fortbewege, und trotz der bäume zu meiner linken und rechten ist es fast nicht auszuhalten…die letzten omas des tages führen ihre hunde aus an diesen leinen, die immer so zurückschnippsen, kleine hunde also…ich machen einen bogen um diese wadenbeißer, obwohl man ja eigentlich keine angst zeigen soll, ich kann nicht anders, ich habe angst…als ich am zaun zum park stehe, der um diese zeit, wie sich herausstellt, schon geschlossen hat, beobachtet mich eine gestalt, auf dem boden sitzend, die das schloß malt, wie es nachts so wunderschön angestrahlt wird…sie hat eine decke unter sich ausgebreitet und hält in der einen hand einen großen block, in der anderen einen stift oder pinsel…ich sehe sie an, doch sie sitzt im schatten, ich weiß gar nicht, wie sie überhaupt sehen kann, was sie malt, ich überlege, ob ich kurz rübergehe und mir das genauer anschaue, ich wollte ja in den park, doch der ist ja jetzt geschlossen…ich mache also einen schritt in die richtung, die gestalt, es ist eine jüngere frau, glaube ich, mit langem haar, sie hat sich noch nicht einen zentimeter bewegt, sie verharrt in der immer gleichen position schon eine minute, und jetzt, da ich etwas näher gekommen bin, erkenne ich es auch, sie hat ihre haut mit einer art metallschicht imprägniert, um sich gegen die kälte zu schützen, die aber gleichzeitig auch ihre bewegungsfreiheit einschränkt, neben ihr stehend eine thermoskanne und schön ist sie auch noch, also reiche ich ihr meine warme hand und bedeute ihr, aufzustehen, es muß doch ganz schön kalt sein da auf dem boden, sie ignoriert mich erstmal, eine durch und durch kühle person…ich setze mich also zu ihr auf die decke, die auch imprägniert und deshalb steinhart ist und versuche, meine kontaktstörung zu überwinden und ein gespräch in gang zu bringen, es hakt jedoch immer wieder an den stellen, an denen sie mir eine antwort geben sollte, ein schwieriges persönchen also, ich biete ihr eine zigarette an, doch ihre unbewegte miene bedeutet wohl, daß sie eher nichtraucher ist und auch sonst lassen ihre starrheit und kälte auf eine starke person schließen, die sich, voll konzentriert auf ihr innerstes, nicht ablenken läßt…ich gebe es auf, erhebe mich wieder und wäre fast über einen kleinen hund gestolpert, der, angebunden an einer schnippsleine nun an mir vorbei direkt auf die kühle person zuschießt, sein bein hebt, und ihr voll an den rücken pisst, womit die dazugehörige oma kein problem zu haben scheint, naja, ich ehrlichgesagt auch nicht.