11231.LKT

11231.abv_lkt_HA

ich bin mir eigentlich auch ohne nachzufragen stets einigermaszen sicher, an mich gestellte aufgaben gut zu verstehen und versuche deshalb einmal – im folgenden den konventionen folgend – ziemlich frei und über ca. 1.300 wörter zusammenzufassen, was ich (mitnehmen) konnte aus

17974_21S: f(001)=Korrigieren, Redigieren, Lektorieren.

Und hier beginnt die Form. Sie scheint das einzige1 zu sein, das mich in dieser Arbeit herausfordern kann, denn nach eigenen Regeln zu schreiben und in diesem Schreiben konsequent zu sein, ohne sich auf die Vorschläge der DUDEN-GmbH stützen zu können, verlangt einiges.2

Vielleicht sollte ich damit anfangen, die Fährnisse im Umgang mit Leuten darzulegen, die die Kommaregeln durch Zusammenklatschen der Hände gelernt haben. Auf diese Art [Leute treffe] ich nicht nur in diesem Seminar und ihre Selbstsicherheit in allem was nach Regeln funktioniert anders als herablassend zur Kenntnis zu nehmen, gelingt mir selten. Sie setzen in der eckigen Klammer oben ein Komma, das sich m.E. nur mit einer Unregelmäßigkeit ihrer Schnappatmung erklären lässt. Weist man sie darauf hin, werden sie sehr freundlich. Beenden die (Teilgruppensitzung) oder fragen sich u.U. privat, wann ich „denn bitteschön geboren bin“ und was generell meine Funktion in dieser Veranstaltung sein soll.

Ich weiß es nicht. Ich wählte diese (Veranstaltung) in der Hoffnung, hier einige credits auf leichtem Wege erlangen zu können, da (001) vielleicht eine Sache ist, die mir gut von der Hand geht. Ich führe seit geraumer Zeit eine wissenschaftliche Edition, die neben der zeitnahen Dokumentation der berliner Literaturlandschaft auch Bücher und Hefte im Bereich Belletristik herausgibt, die natürlich von mir lektoriert werden. Ich habe gerade eine Masterarbeit höchst peinlich lektoriert und dabei gelernt, jeden Änderungvorschlag auch sehr gut begründen können zu müssen, wenn man mit jemandem zusammenarbeitet, deren3 Muttersprache :nicht: deutsch ist. Ich habe ein Deutschabitur mit dreimal 15/15 Punkten bestanden, was um der Aufrichtigkeit willen hier damit zu erklären ist, dasz ich ebenfalls erst beim dritten Anlauf in Physik abschließend bestehen konnte. Ich lese einen (fremden!) Satz und kann den Fehler erkennen. Das sollte mich zu lektorieren einigermaßen qualifizieren, lässt aber die Auseinandersetzung mit weniger geschulten Absolventen zwingend erscheinen. Dass ich im Studium der Linguistik langsam die Voraussetzungen erreichen sollte, [002]4 meine Kritiken und Vorschläge am Material auch begründen zu können, sehe ich als notwendige Bedingung weiterer ernsthafter Betätigung.

485 Wörter. Keine leichte Übung, obwohl ich, tausend Worte auszuheben, wenn ich begeistert bin, durchaus gelernt habe. Konnte mich das Seminar darin weiterbringen?
Mit Sicherheit hätte ich auf die obligatorischen Zusatzveranstaltungen zu „Kreativtechniken“ und „Projektmanagement“ verzichten können; sehr gerne hätte ich, statt während dieser Butterfahrten über meine mir noch unbekannten beruflichen und studentischen Perspektiven und Motivationen aufgeklärt zu werden, die Samstage sinnvoller verbracht, die nach einer Woche Friedhofsarbeit mir sehr heilig sind. In (001) hingegen habe ich wirklich dazugelernt. Ich kenne jetzt mindestens ein weiteres nützliches Tool (den Änderungsmodus), ich habe einmal unter Zeitdruck sehr unterschiedliche Texte lektoriert; ich weiß, wie schwer sich Leute ohne Argument eines Besseren belehren lassen, ich habe einen Einblick in die Arbeit einer Lektorin bekommen. Das letzte Mal, da mir dieser Einblick gewährt wurde, bin ich trotz abgelieferter Seminararbeit noch nicht mal mit aktiver Teilnahme bewertet worden – so unangenehm5 sei mein Verhalten aufgefallen. Was habe ich also gelernt? Demut jedenfalls noch nicht, so lange Kritik sich nicht begründen lässt.6 Die o.g. Fährnisse sind noch (zu durchfahren.) Meine Literaturwissenschaft auf :meine: Linguistik zu gründen, bleibt eine große, aber dankbare Aufgabe, der ich mich im weiteren Studium stellen werde. Noch 600 Wörter.

Mittelteil: Das Konzept Konsequenz

in meinem sonstigen schreiben musz ich nicht versorgen den text durch redundante kommas,7 unangenehme NS-referenzen bei ersetzung des ß durch SS8 oder belieferung der kritiker argumente durch gleichfalls redundante markierung von nomen und eine damit einhergehende oktroyierte hierarchisierung der textebene… zu beachten.

Aber wir befinden uns natürlich gerade nicht in einem (sonstigen Schreiben) und deshalb werde ich einen Teufel tun, durch konsequent effektive Ignorierung der Duden-GmbH meine credits wieder auf’s Spiel zu setzen. Ich hätte eben gern auf Apostrophe verzichtet, denn eine Kenntlichmachung der Verkürzung halte ich für ebenso überflüssig wie lästig. Sprache ist geschrieben nicht weniger lebendig als gesprochene (Sprache.) Die Leser:innen hier und an ähnlichen Stell’n darauf aufmerksam zu machen, dass etwas verkürzt wurde, empfinde ich als dauerhaft ermüdend. Ich weiß, wie ein Wort geschrieben wird; ich weiß, welcher Artikel vermisst wird – also (aber) warum muss mich (muss ich) noch jemand (jemanden) penetrant darauf hinweisen? Nicht jede und jeder klatscht bei (jedem) erspähten Komma glückhaft die Hände aneinander. Wir sollen das Konzept Rechtschreibung: Auf Teufel komm raus nicht um jeden Preis, also auf Biegen und Brechen eigentlich (statt dem risikobehafteten T. und Kaspper) hier dem Anspruch opfern, authentisch zu sein. Manchmal muss man sich verbiegen, um bestehen zu können. Ich nahm diese Etüde also zum Anlass, mich darin zu versuchen…, in der (Verbiegung.) Ich weiß, dass mir das nicht wirklich gelungen ist, jedoch war es mir wichtig einen

Fazit

  • lebendigen,
  • lebensnahen,
  • spannenden,
  • aufschlussreichen

und etwas erheiternden Text in diesem mir sehr gelegenen literarischen Feld abzuliefern, der die Leserin vielleicht davon überzeugen kann, dass nicht alle Studenten der Schulbank verhaftet geblieben sind, aufsitzend der immer gleichen Frage nach den Anforderungen und Formalitäten zu leistender Arbeiten. Das Studium ist für mich eine fakultative Angelegenheit. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit dem Ausheben von und der Pflege von und dem Versenken von Menschen in Gräbern. Ich muss nichts mehr lernen, das mir nicht höchst sinnvoll erscheint – für mein weiteres Leben, für die Persönlichkeit, für die Zukunft unter Menschen. Ich bin mir darüber im Klaren, dass auch dieser Text nicht makellos stehengelassen werden kann, er wird seine flaws aufweisen, die mir in arroganter Blindheit weiterhin zuverlässig entgehen. Ich hoffe jedoch, ihn so, wie er ist, akzeptiert und zumindest ein selbstverständlich nicht eingefordertes Korrektorat unbeschadet überstehen zu sehen. Da fehlen noch 200 wörter, oder?

11231.abschlieszend-informelle bemerkung angelegentlich etüden

ich kann diese arbeit nicht verlassen, ohne noch einmal auf die in den fusznoten angegebenen referenzen sonstiger auslassungen sprache betreffend hinzuweisen. ich tue dies nicht nur aus eitelkeit, stolz und vorurteilsbehafteter überheblichkeit.

der komplex rotefadenbuecher, in dem die (auslassungen) angesiedelt sind, möchte an dieser stelle der stets virtuos sich über unnötige regularien hinwegsetzenden fr. mayröcker, deren tod wir, nicht, ohne ihn jederzeit befürchtet zu haben, nun doch hinnehmen müssen, völlig unprätentiös seine also unsere also meine referenz erweisen. wir sind immer mehrere, und sind stets nur Ich. und ich glaube hier in der beispielhaften nachlässigkeit, die man im ton der dichterin wahrnehmen möchte, die gröszte herausforderung, der sich lektor:innen ausgesetzt sehen können, zu erkennen. man wird das nicht lernen zu unterscheiden, was die eigentümliche sprache einer dichterin (solange sie nicht eben schon längst eine grosze dichterin ist) und was einfach ein makel ist, ohne selbst einiges an talent in die wegscheide zu werfen. ich sehe meine kerninkompetenz weiterhin dort, wo ich entscheiden musz, was ich als einer autorin stil durchgehen lasse und was als unbewuszten flaw anstreiche. das wagnis, bücher zuzulassen, die entgegen geltenden konventionen verfasst, nicht geschrieben, sind, ist aber das wagnis, das ein verlag eingehen kann. je gröszer, desto mehr publikum; je mehr publikum, desto unwichtiger das wirkliche9 sprachgefühl einer lektorin. ich musz nicht hoffen, irgendwann eine volontariatsstelle bei suhrkamp zu ergattern, von der ich nochnichtmal meine nahrungsmittel bezahlen kann – aber suhrkamp ist nur ein schlechtes beispiel für ein feld, das ich überhaupt nicht willens bin um die heutigen preise der authentizität zu betreten. sollte sich dennoch jemand finden, dem mein ton10 im umgang mit der autorenschaft gefällt, möge x sich bei mir melden, ich suche regelmäszig von totensonntag bis märz eine lösung für das problem, dasz es im winter drauszen kälter ist als drinnen. 1400, ich glaube, das reicht. auch zum leben für zwei.

  1. Der aufdringliche Duden weist hier Großschreibung an, ich bin jedoch nicht der Meinung, dieses Adverb mit fehlendem Nomen (eine Leerstelle) großzuschreiben. Ich bin erst 2018 im Zuge einer Weiterbildung zum Gärtnermeister mit den Kohlschen Rechtschreibregeln konfrontiert worden und suche diese wo möglich durch Konsequenz zu kompensieren. ↩︎
  2. ebd. ↩︎
  3. Ich würde hier eigentlich [dessen] vermuten, versuche jedoch einmal entgegen meiner Intuition zu gendern, da sich die Zusammenarbeit bisher auf eine Kommilitonin beschränkte weiblichen Geschlechts – was hier wie eine Tautologie anmutet, aber anders ist das eben nicht p/c auszudrücken. ↩︎
  4. an dieser Stelle setzten die (auseinandergesetzten) selbstversicherten Hühner in 90% der Fälle ein [um] ↩︎
  5. das könnte länger dauern, vgl. auch das kleingedruckte am ende der arbeit:https://ada-sub.rotefadenbuecher.de/openszondi
  6. das ist eine etwas komplizierte Rilke-Konstruktion, die manchen aufstoßen wird, die sie nicht gewohnt sind ↩︎
  7. oder ostentative Betonung des korrekten Plurals ↩︎
  8. https://ada-sub.rotefadenbuecher.de/10032-on-ss-and ↩︎
  9. und jede lektorin, die hier [tatsächliche] verwendet hätte, „prüft mich richtig“ ↩︎
  10. #footnote longich bin mir nach eingehender kritik bewuszt, meine arbeit in einem ton verfaszt zu haben, der unbedingt wissenschaftlichen standards entgegensteht. ich möchte dazu folgendes erklären:

    die universität hat mir nach jahrelangem und immer noch verbleib mitten der unteren schichten der arbeitenden bevölkerung zum ersten mal seitdem ich (das studium 2003 erfolglos abbrechen musste) das gefühl vermittelt, doch noch ein teil der bildungselite werden zu können. die unbegrenzt scheinenden möglichkeiten an wissen zu gelangen, das jedem verschlossen bleibt, der nicht qua seines studentenstatus zugang zu wissenschaftlicher literatur hat, übersteigen noch immer mein vorstellungsvermögen. diese grenze durch eine läppische bewerbung schon überwinden zu können, musz der schicht bauarbeiter überhaupt ersteinmal vermittelt werden, der ich immernoch mein dasein friste. weshalb schreibe ich dann so herablassend, überheblich, arrogant…: unwissenschaftlich und vor allem unfreundlich meine (wissenschaftlichen) arbeiten?

    ich bin durch die institution dazu verleitet worden, meine durchaus wohlwollende auseinandersetzung mit den während des studiums verhandelten themen auf einem etwas persönlicheren niveau angesiedelt zu begreifen. die universität hat mich herausgefordert :in: meiner art, ihre aufgabenstellungen zu begreifen. ich verlasse also nicht wie eigentlich meinen bauarbeiterstand, den ich willens war, :für: die uni beiseitezudenken, sondern beharre, wie jede und jeder, der sich von dieser institution samt studierendenschaft öffentlich anerkannt diskriminiert empfinden darf und dafür unterstützung in sämtlichen gremien und von sämtlichen zuständigen stellen erfährt, auf diesem recht, meine diskiminierung anerkannt zu wissen. ich bin in dieser welt nicht weniger repräsentiert als jede:r queer bpoc aus der unterschicht, die im rollstuhl sitzt und blind ist. aber ich werde abgerechnet wie jemand, der alle privilegien seines weisz und cis männlichen status dazu einzusetzen gelernt hat, über andere zu herrschen.

    ich habe mich noch nie über jemanden herrschen gesehen. ich habe in dieser universalen welt keine privilegien, die irgendwie anders geartet wären als jene der o.g. non represented. diese immerhin finden hier jedoch menschen, die sich für sie einsetzen und zumindest anhören, wo das problem liegt, im besten fall werden sie bevorzugt behandelt. ich weisz nicht für welche meiner strukturellen und persönlichen behinderungen ich ausgleichender, bevorzugter behandlung gerne teilhaftig würde, es würde mir schon im mindesten geholfen sein, sich mit meiner sicht auf die dinge einmal ohne vorurteile auseinanderzusetzen und mich notfalls über meine rechte aufzuklären, die mir wie jeder studierenden eigentlich zustehen. zb. das recht auf eine faire behandlung und anhörung der gründe für mein fehlverhalten.