11417.due: auf dem friedhof mit alice hasters

Last Updated on 20230310(17.13) by st.

das ist nicht direkt uni, nur irgendwie schon und es kommt genau richtig. “die grosze bärin” von penda diouf in der lettretage. eigentlich wollte ich nur kurz kucken, ob hr. feszmann schon liest oder gelesen wird und bleibe hängen. lust heute abend raus habe ich immens; das jever vorm rechner ist stets zu warm, zu warm sowieso um drinnenzubleiben. ich werde eine maske tragen und mir drauszen die zeit vertrödeln auf dem boden mit den heften.

  • das gehört in die kalte glut, oder?
  • das gehört in die kalte glut.

ich weisz nur nicht, wie ich harmlos anfangen soll. ich würde wegen einer geschichte (aber das gehört wirklich in die kalte glut, eigentlich in die drauszenpost!) mit jemandem der wegen einem bonbonpapier verhaftet wird nicht zum mehringdamm fahren. ich würde vielleicht wegen amateurtheater, wegen szenischer lesung udgl. schon dorthin; ich würde dorthin, weil ich ein bier haben will. und heute will ich dorthin, weil ich die woche mit alice hasters auf dem friedhof verbracht habe. sie hat neben mir im unkraut gesessen von 7-15.00 und mir vorgelesen. zwischendurch hat sie weitergerupft, während ich wegwar särge über den hof tragen. sie macht das gut, ihre geschichte ist spannender als ihre ansichten. manchmal habe ich fast vergessen, warum sie mir das alles erzählt, und das waren echt gute momente. heute abend werde ich vermutlich nicht vergessen können, warum ich mir das ankucke. ich werde mir jeden moment bewuszt sein, dasz ich aus politischen gründen, :conscious:, diese lesung besuche. ich werde vielleicht wenig leute auszer den peers sehen, die aus anderen gründen hingehen. das komisch. traurig auch. ich mag amateurtheater, szenische lesungen…, und eigentlich (also nicht eigentlich) wärs mir egal, welche hautfarbe die darsteller haben glaube ich. so zumindest denke dachte ich bevor der lesung auf dem friedhof diese woche. ich werde das nicht abstellen können, und keiner wird mir helfen, das abzustellen. ich frage mich aber, ob es menschen, bpoc wie ich lerne, gibt, die wirklich das anliegen haben, mir das abzustellen. also mir speziell. mit meinen rassistischen vorurteilen. oder urteilen nenne ich das lieber. ich sehe, dasz jemand schwarz ist, und behandel ihn so, wie ich jemanden behandele, der schwarz ist. das klingt erstmal wie eine tautologie. vielleicht ist es eine. nur: die problemstellung (für mich), einen menschen nach seiner hautfarbe zu beurteilen oder nicht, ist eine tautologische. ich werde dazu aufgefordert, keine unterschiede zu machen. und bin also gezwungen, bei jenen, die mich dazu auffordern, keine unterschiede zu machen. ich kann aber nicht anders, als sie von jenen zu unterscheiden, die mich nicht dazu auffordern. das mag jetzt die letzte instanz sein, auf die ich mich in diesem meinen persönlichen konflikt berufen kann, um immer wieder mit einem reinen gewissen aus der sache rauszukommen, true. aber es ist ein punkt. ich gehe nicht gern zu leuten, die von mir erwarten, dasz ich sie besuche. ich sage auszer zu fremden nicht danke, wenn es von mir erwartet wird. ich küsse niemanden, der erwartet, geküszt zu werden. das ist ein biszchen basic, aber das ist eine ehrlichkeit, die ich nicht ablegen kann. zuneigung, empathie… sind für mich nur spontan möglich. und einer erwartung kann man nicht spontan entsprechen, es ist eine geplante, voraussehene entsprechung. also eine lüge, spontaneität vorzutäuschen. ich rufe niemanden an, der sagt ich melde mich zu selten. und ich kann niemanden wirklich mögen, der mir unterstellt, dasz ich ihn nicht mag, obwohl er mich nicht kennt. mögen umfaszt hier sehr viele bereiche, zu wenige aber vielleicht, um das konzept rassismus darauf herunterzubrechen. ich werde das noch ausführen müssen. ich wollte nur vor dem abend mich schonmal dazu verpflichtet haben, mich hier zu äuszern, mir gedanken zu machen. und alice für das buch zu danken und die lesung. das zumindest habe ich an dieser stelle hiermit getan. ich werde berichten…

update? update.

dumm die lesung ist ausverkauft. zwei optionen: still den livestream ertragen einer geschichte die mich nicht interessiert hat, aus pflichtbewusztsein hier eine kritik nachtragen, nachtragend generell sein weil bauarbeiter drauszengeblieben. alternative: dem wahn nachgeben, der sagt, könnte auch sein, dasz eine nur kleine nötige gruppe nazis oder ein fähiger troll die zwanzig online obligatoire tickets umsonst reserviert hat um den saal leer bleiben zu lassen. das ist eine möglichkeit, die ich diesen batzen zutraue, die ziemlich einfach ziemlich wirkung zeitigt. (ich glaube nicht, dasz noch keiner der batzen auf die idee gekommen ist, deshalb schreibe ich das hier einfach mal ohne angst damit teufel an die wand zu holen hin…). diese nur wahnhafte vorstellung (links-paranoid) zwingt mich (glücklicherweise) dazu, trotz ticketaus noch hinzugehen und wenigstens präsent vor der tür hockend hefte zur hand zu haben und notfalls batzen einzuschüchtern, die vielleicht schlechte laune auf das anzipierte publikum am freitagabend haben, ich weisz auch wie das heiszt dann, white saviourism, danke alice. ein schattendruck zu dem thema wäre angebracht? es ist 18.08, ich könnte noch naja 30min zynismus weiter treiben, zehn minuten druck, fahrrad, JEVER. schattendruck? schattendruck. wir brauchen mindestens 10 seiten cvd 2000wds. wir haben grad 840. 1000 wäre eine lesung von zehn minuten, alte texte von mir hatten genau diese länge. ich könnte den rest einfach frei lassen für kommentare. oder mir jetzt noch etwas ernsthaft und politisch sinnvolles einfallen lassen, damit das jever nicht umsonst.

die andern.

zu anderen lesungen hätte ich nicht solchen kopfaufwand betrieben. bei anderen lesungen sitze ich auch als bauarbeiter vor der tür, vermisse zu lächeln, rauche eine nach der andern und kucke grimmig. heute abend falle ich damit vielleicht negativ auf. ich habe wirklich sehr kurze haare, also alle drei monate 9mm. das ist jetzt drei wochen her, wenn ich meine brille nicht aufhabe, könnten leute angst vor mir haben. heute. ist eine frucht der friedhofslesung, dasz ich mir jetzt darüber gedanken mache ob irgendjemand angst vor mir haben könnte? ist das eine fruchtbare frucht?

ihr werdet diesen text davon gehe ich mal aus irgendwo rumliegen finden, wenn ihr aufmerksam seid für etwas das aussieht wie untergrundliteratur. vielleicht habt ihr auch angst vor dem namen. es ist ein roter stern hinten drin, oder? naja, im druck ist er natürlich schwarz, soviel aufwand betreibe ich nicht, ihn mit buntstiften auszumalen… / kartoffeldruck? okay, kartoffeldruck, vielleicht. ich weisz…, was unter dem stern steht, rettet mich nicht in ein gutes gewissen was meinen rassismus angeht. soviel habe ich in der woche gelernt. zählen gute absichten?

  • gute absichten zählen. freundlichkeit zählt. sorry zählt. reparation zählt.

okay. es gibt einiges zu reparieren weisz ich. aber geht man damit auf leute zu und sagt: wir kennen uns nicht und du weiszt vielleicht nicht wovon ich rede, aber ich fühle mich dir gegenüber schuldig? – ich habe dieses gefühl lange zeit hebräern gegenüber in mir getragen und die begegnungen waren davon belastet. eigentlich…, ist es bestimmt immer noch so. nur bin ich in letzter zeit jenen selten begegnet, um das weiter zu fühlen. oder ich habe die jüdische kultur mittlerweile so verinnerlicht und geschichte, dasz auch die menschen…, nein…, fremd waren sie mir nicht, aber ich ihnen. fremd sind mir auch die people of colour nicht, aber andersrum… / ich bin der andere. ich bin weiter unten durch als ihr die ihr da seid, ich verdiene weniger als der durchschnitt von euch, ich habe ein schwierigeres durchkommen im leben, dessen seid gewisz. aber eure schuld ist das nicht. ich hätte nur gern die waage nach dem individuum geeicht, gegen das ihr hier, einen gerechten kampf zwar, aber jdfs. in meinen augen trotzdem kämpft. :ihr: wollt euch als individuen gesehen haben, aber kämpft im namen einer commune. ihr wollt weisze als gruppe wie andere gesehen haben, aber ihr kämpft gegen die individuen. ich kann mich wenn das was bringt als teil einer gruppe menschen betrachten, gegen die von allen, die sich nicht dazugehörig fühlen, ein kampf geführt wird. nur wozu? das ist die normalität. es sind immer gruppen von menschen, die sich bekämpfen und individuen im namen einer gruppierung. ich fühlte mich eigentlich nicht als teil einer gruppe, in deren namen und der ganze scheisz…, ich habe und ich weisz ich vergesse die strukturen in meinem eigenen namen gesprochen. ich werde das weiterhin versuchen… <br> 1.351, kickout content.

niemand sollte sich mit bullshit auseinandersetzen müssen. aber auch: niemand sollte umsonst arbeiten. danke für Ihre aufmerksamkeit.

11422.vielleicht gehts weiter.

ganz sicher gehts weiter.., das, was ihr nur bullshit nennt, geht immer weiter.

die veranstaltung versuchen zu besuchen war besser nicht angebracht in der stimmung, obwohl ich schon in stiefel und sporn auf dem capo sasz. stiefel ist einfach ein nike, sporn nur so, und capo ist kein häftling sondern einfach ein fahrrad. ist es notwendig, über alle worte, die irgendwen triggern könnten, so ein ding zu machen? ich bin mir einig über tabuworte, ich bin mir auch fast einig über was alles definitif (fr.) nicht mehr geht. aber da ist doch noch mehr, oder? ich habe auch befindlichkeiten, spezielle, mit meiner person zusammenhängende, die andere in der umgebung nicht haben. ich kann eigentlich in jedem zweiten satz anderer anfangen, mich nur noch im kreis zu drehen und zu fragen, ob das jetzt irgendwie gegen mich gemeint war, was jemand sagte. wenn jemand hustet, denke ich, er will mich damit auf irgendwas aufmerksam machen, was mit mir nicht stimmt. ständig fragen mich leute, wie ich denn kucke. ich musz mich ihnen erklären, sagen, nein, so kucke ich immer, das ist mein gesicht, ich bin nicht sauer, nicht traurig, ich kucke eben wie ein autist. da ist nicht viel hineinzuinterpretieren für jemanden, der nicht von allen ein permanentlächeln erwartet. und so kucke ich euch an, und bin der der euch komisch ankuckt. und dann kucke ich auch komisch. ich weisz wo der fehler liegt: während ich mir den schuh anziehe und mich persönlich angegriffen, angekuckt, verdächtigt sehe, zieht ihr euch immer euer aller schuh an. ich weisz wo der fehler liegt: weil :wir: :euch: ankucken? ist das so? wirklich? mich stört jemand erst, wenn er anfängt, laut neben mir zu telefonieren. oder zehn meter weg von mir steht und so laut spricht, dasz ich jedes wort verstehe. das verletzt mich. und das würde mich auch verletzen, wenn ich blind wäre. es geht in mein ohr und tut mir weh.

nein, ich heule nicht.

11217.

vielleicht eine bemerkung. ich möchte verstehen, dasz es in diesem land unangenehm ist für nichtalmans, aufgrund ihres äuszeren nach ihrer herkunft gefragt zu werden. ich finde jedoch unter dem aspekt (was weisze menschen dennoch wissen sollten) die sich durchziehende unterstellung, die adressierten leser würden generell einen hang zu dieser frage haben, unangenehm. nicht nur diese unterstellung, sondern auch eine menge andere, mit denen ich jdfs. general-adressiert werde.

ich habe noch nie jemanden, der sich durch seine hautfarbe von mir unterschied, nach seiner herkunft gefragt, die darüber hinausgehen wollte, ob er aus hamburg oder bremen weil augenscheinlich nicht aus berlin kam. das nachhaken nach der herkunft seiner eltern erscheint mir abwegig und darum die unterstellung so absurd. wenn dieser jemand auffällig schlechtes deutsch spräche, ja, dann würde ich vielleicht fragen; weil es mich einfach interessiert, wo er herkommt. wenn dann ein asiate sagt new york, dann frage ich auch nicht, wo seine eltern herkommen, oder? weil mich das an einem fremden nicht unbedingt interessiert und ich diese frage genauso übergriffig finde wie alice. wenn mich ein fremder fragen würde, ob ich aus dem osten komme, wäre ich auch erstmal konsterniert, weil das eine geschichte ist, die ich nicht unbedingt jedem erzählen will. wenn ich aber in einer runde anfange, den sozialismus zu verherrlichen und sage dasz im osten alles besser war, dann musz ich mir diese frage durchaus gefallen lassen. weil dann falle ich mit meiner herkunft auf, mache sie zum thema, werde daraufhin auch als ostler angekuckt. an menschen, die mir ihre herkunft ständig aufdrängen, fällt sie mir also auch auf, sie ist plötzlich ein thema. eine bpoc, die für mich nur eine frau aus louisiana war, wird plötzlich zu einer frau, die eine erbschaft mitbringt in den diskurs, wenn sie ihre hautfarbe thematisiert. warum macht sie das? wenn sie nicht aufgrund dieser kategorisiert werden will? wie soll ich mich dagegen wehren, sie genau daraufhin zu kategorisieren und von den andern amerikanern zu trennen, die in derselben runde sitzen? die trennung war nicht da, jetzt ist sie es. schuld… habe aber ich, der sich seiner vorurteile nicht bewuszt ist? das musz mir jemand wirklich einmal gutmütig erklären, warum das so ist. wie einem kleinen kind. ich verstehe es wirklich nicht.